Gärten für die Biodiversität
Hans Spielmann, Quelle: scnat.ch, Editorial im HOTSPOT 33/16
von Dr. Daniela Pauli, Forum Biodiversität Schweiz
Gartenzeitschriften boomen. Titel wie „Garten-Idee“, „L’Art des Jardins“, „Natürlich Gärtnern“ oder „Jardin romand“ locken am Kiosk mit prächtigen Titelbildern auf Hochglanzpapier. Die Nachfrage scheint gross zu sein – obwohl die meisten Käuferinnen und Käufer gar keinen eigenen Garten besitzen dürften. Offenbar nähren (und stillen) die Gartenhefte – ähnlich wie die Schweizer Zeitschrift „Landliebe“ – unsere Sehnsucht nach Naturbezug, nach Ländlichkeit, Tradition, heiler Welt. Abgebildet sind mehrheitlich farbenprächtige blüten-, arten- und strukturreiche Gärten, die zudem wunderbar gestaltet sind.
Was für ein Kontrast zur realen Welt! Privatgärten und Grünflächen um Mehrfamilienhäuser bestehen zum grössten Teil aus mährobotertauglichem Rasen und immergrünem Kirschlorbeer.
Nistplatzsuchende Vögel, pollensammelnde Wildbienen, laichwillige Frösche und schneckenhungrige Igel sucht man vergebens. Wie kommt dieser Gegensatz zwischen Wunsch und Wirklichkeit zustande?
Vielleicht getraut man sich einfach nicht, seine Sehnsucht nach einem verwunschenen und durchaus etwas wilden Garten auszuleben, in dem es blüht, summt und zwitschert. Denn wer einen neuen Garten anlegt, passt sich weitgehend dem Stil der Nachbargärten an. Sind diese ausgeräumt und eintönig, wird der eigene genauso; Gartengestaltung ist ansteckend! Zudem haftet dem naturnahen Garten noch immer das Image an, er sei zwar gut für die Biodiversität, aber halt nicht schön, und mache erst noch viel Arbeit.
Es ist Zeit, mit diesen Vorbehalten und Vorurteilen aufzuräumen. Gärten und Pärke sind angesichts des verdichteten Bauens und schrumpfender Grünflächen im Siedlungsraum wichtiger denn je: als Erholungsraum für die hier lebenden Menschen und als Lebensraum für eine Vielfalt von Tieren, Kultur- und Wildpflanzen. Eine Verschwendung der übrig bleibenden unbebauten Flächen, die weder dem Menschen noch der restlichen Biodiversität zugutekommen, können wir uns schlicht nicht leisten. Vielmehr gilt es, die schwindende Quantität an Grün so gut wie möglich mit erhöhter Qualität aufzufangen. Mehr Arbeit braucht das nicht, aber ein etwas differenzierteres Wissen.
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