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Bunte Erinnerungen

Irmela Moser, Täuffelen

So, nun hat uns der Herbst. Dieser heisse und trockene Sommer, der unsere Bäume und Sträucher, die Felder und Wiesen geplagt hat, ist vorbei. Und auch der warme sommerliche Herbst, der uns nochmal mit Sonne, warmen Temperaturen, aber dann auch mit den Morgennebeln und erfrischenden Regengüssen verwöhnt hat.

„Will sie jetzt übers Wetter reden?“, denken Sie sich. Nicht nur. Denn dieser Sommer war auch ein Sommer, in dem viele Veranstaltungen endlich in einem gewohnten Rahmen stattfinden konnten. Und dann gleich so viele, dass wir geächzt haben und uns einteilen mussten, wo wir uns jetzt engagieren, und was wir besuchen.

Unsere Solaranlage hat so viel Strom produziert wie in keinem Sommer zuvor. Am und auf dem See waren die Sommerabende traumhafte Zeitoasen. Die Sonnenuntergänge waren so „seeland-gleich“ farbintensiv, da können die in der Karibik nicht mithalten, obwohl ich das gar nicht weiss, ich war nie dort. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch schönere Himmelsfarben geben kann. Leider konnten wir dank Algenteppich nicht so gut vom Ufer aus schwimmen gehen. Ich hoffe sehr, Sie haben diesen Sommer geniessen können. Ich für meinen Teil konnte dies.

Auch im Dorfverein haben wir diesen Sommer, dieses Jahr, so richtig gefeiert mit dem 25. Vereinsjubiläum. Und feiern auch noch, mit dem Zauberworkshop für Kinder und dem Samichlaus.

Es kommen wieder andere Zeiten. Das ist so im Leben. Die Tage sind kürzer und seit dem letzten Oktoberwochenende kommt die Nacht fast mit dem Zvieri. Und leider werden wir auf übermässige Beleuchtung verzichten, obwohl die LED-Lämpchen so stromsparend sind. Aber Kleinvieh gibt auch Mist. Covid-19 wird wieder da sein. Die wenigsten von uns werden das Virus wie einen alten Freund begrüssen, aber kennen tun wir den ungebetenen Gast schon. Das wird schon gehen. Lassen wir bloss nicht zu, dass wir uns wegen eines solchen Winzlings unnütz zerstreiten. Krieg und Zerstörung gibt es sowieso zu nah und zu viel.

Mit welchen Vorräten, mit welchem Proviant gehen Sie in diese Zeit? Haben Sie die Konfi und Gelees gekocht, die etwas Süsse zum Zmorge bringen? Haben Sie das eine oder andere grosse Projekt zum Abschluss bringen können: die Strickjacke gehäkelt, das Blumenbeet umrandet oder den Keller ausgemistet?

Mir fällt der Frederick, die Maus in Leo Lionnis Bilder-buch, ein. Haben Sie neben den Vorräten im Keller auch Ihre inneren Speicher füllen können? Haben Sie von der Wärme und Energie des Sommers getankt? Haben Sie die Kontakte zu Freunden und Bekannten aufgefrischt, damit Sie nun einen Spielabend mit ihnen geniessen können? Haben Sie etwas erlebt, wovon Sie mit leuchtenden Augen erzählen können, oder was Sie wie einen kostbaren Schatz im Herzen mittragen?

Der November ist da. Ich kann natürlich nicht sagen, wie er wettermässig wird. Ich wünsche uns ein paar Stürme, welche das Verblühte und Verbrauchte mit-
reissen, die uns so richtig zerzausen und aufstrubbeln. Und Wasser, nicht zu viel auf einmal, aber doch etwas mehr als sonst, denn auch davon werden wir Vorrat brauchen. Und Temperaturen, welche unsere Pflanzen auf den Winter vorbereiten und in die Ruhe führen.

Ich wünsche uns auch etwas Ruhe und Verlangsamung – warum nicht mit einem dichten Nebel? – bevor wir dann in die Adventszeit kommen. Diese wird wieder anstrengend werden, obwohl wir uns ja jedes Jahr vornehmen, dieses Jahr weniger zu wollen. Und ich wünsche uns auch Momente der Traurigkeit und Wehmut über das Vergangene, weil diese uns deutlich wie nichts anderes zeigen, wie reich beschenkt und geliebt wir werden und wurden.

Geniessen wir den November mit seinen Qualitäten.


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